Eine äußerst spanndende Situation entwickelt sich aktuell bei Crude Oil. Während die Bullen unter den Marktteilnehmern schon den Ausbruch über die Hochpunkte aus dem Juni und August ausriefen und damit Preisziele im Bereich bis zu 100 USD auf die Agenda setzten, wittern die Bären nach der Preisentwicklung am Freitag die Chance auf die Ausbildung eines Doppeltops. Nachfolgend wollen wir unsere Erwartung der weiteren Entwicklung erläutern.
Crude Oil konnte seit dem Tief im August um über zwölf Prozent ansteigen und besonders in den letzten Septembertagen sowie dem beginnenden Oktober sah alles danach aus, als ob es den Bullen diesmal gelingen sollte, über das Hoch vom August auszubrechen. Wenn Rohstoffe wie Zucker, Baumwolle oder die Getreide auch aufgrund inflationärer Ängste von einem Hoch zum nächsten eilen, sollte dies doch eigentlich auch den Preis des schwarzen Goldes automatisch mit nach oben bewegen. Scheinbar sind allerdings die fundamentalen Gegebenheiten bei Crude Oil so negativ, dass diese das sehr positive Marktumfeld überlagern.
Rohöl: Neue Hochs fraglich
Negativ erscheinen nach wie vor die hohen Lagerbestände, welche in der abgelaufenen Woche auf dem höchsten Niveau seit 1982 (!) notierten sowie die sehr schwache Nachfrage von Seiten der Raffinerien. Ebenso wirkt sich die Marktstruktur mit einer sehr ausgeprägten Contango Situation (die Futures der langlaufenden Monate notieren deutlich über den kürzer laufenden Futures) negativ auf die Preisentwicklung aus, da hier für Long-Only-Investoren massive Rollverluste anfallen und dies deren Kaufbereitschaft deutlich reduziert.
Saisonal befindet sich Crude Oil noch bis in den Dezember hinein in einer Phase eher fallender Preise. Die Positionierungen der großen Marktteilnehmergruppen zeigen ebenfalls einen starken spekulativen Überhang an, so dass es aus unserer Sicht fraglich ist, dass die Preise das Hoch der letzten Tage werden überwinden können. Spekulative Händler setzen jetzt auf eine Abwärtsbewegung der Preise.