Nach dem Ausverkauf der vergangenen Tage sind die Anleger verunsichert: Wird die Kreditkrise des Finanz- und Immobiliensektors der USA auf die Wirtschaft übergreifen? Kommt die 2003 begonnene Hausse zu einem Ende? Die Umsätze des Einzelhandels lassen Schlimmes erahnen. Oder schafft es Bernanke, durch eine Reihe von weiteren Zinssenkungen die Märkte weiterhin mitausreichend Liquiditätzu fluten, so dass genug Kapital im System vorhanden ist, um die Wirtschaft am Laufen zu halten?
Ich habe in der aktuellen Ausgabe meines Börsenbriefes Heibel-Ticker ausführlich diese beiden Szenarien beleuchtet. Normalerweise verweise ich nicht auf meinen Börsenbrief, aber die aktuelle Ausgabe ist sehr aufschlussreich geworden, wie meine Leser mir bestätigten. Sie können sich die Ausgabe unverbindlich in meinem Archiv anschauen.
Hier kurz meine Erkenntnisse: Bernanke hat zwar letzte Woche behauptet, das aktuelle Zinsniveau sei nun für Inflationsrisiken sowie Liquiditätsengpässe gleichermaßen angemessen, ich gehe jedoch davon aus, dass er bei sich verschlechternden Finanzierungsbedingungen im Finanzsektor weitere Zinssenkungen vornehmen wird. Und die Finanzierungsbedingungen werden sich weiter verschlechtern, schauen Sie nur auf die katastrophalen Meldungen von JPMorgan Chase und Citigroup seit der vermeintlich letzten Zinssenkung vom vergangenen Mittwoch.
Seit der Leitzinssenkung vom vergangenen Mittwoch sind weitere Milliarden-Abschreibungen bei den verschiedenen Banken vorgenommen worden. Ich gehe davon aus, dass die Immobilienkrise noch bis ins nächste Frühjahr andauert. Insolvenzen und Zwangsversteigerungen werden noch dramatisch zunehmen, Häuserpreise werden weiter purzeln und die Zahl der unverkauften Häuser wird ansteigen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen werden Hypothekenbanken ihre ausstehenden Hypothekenkredite weiter abwerten. Immobilienderivate, die an Anleger vertickt wurden, werden den Banken zurück gegeben,die Banken werden jedoch kaum ausreichend Liquidität haben, um die Derivate zurück zu kaufen.
So wird noch die eine oder andere Bank in Zahlungsschwierigkeiten rutschen. Unter ML-Implode.com können Sie die Pleiten Pech und Pannen der Branche verfolgen, derzeit kommen täglich ein bis zwei hinzu – Stand: 181.
So dramatisch dies alles klingen mag, ich gehe jedoch davon aus, dass die Finanzkrise nicht auf die Wirtschaft überschwappt. Die USA hat einen Notenbankchef, der mit dem Ausspruch bekannt wurde, im Notfall Geld aus Helikoptern über das Volk zu streuen, um eine Rezession zu vermeiden (Helikopter-Ben). Doch er will die Finanzbranche nicht in Sicherheit wiegen, vielmehr möchte ermöglichst kontrolliert die Luft aus der Immobilienblase ablassen.
So wird er immer dann, wenn die Welt unterzugehen droht, den Leitzins weiter senken und gleichzeitig behaupten, dass nun alles wieder gut ist. Er hat ein Auge auf den Finanzsektor und wird verhindern, dass einer der großen Banken oder Broker untergeht. Die unzähligen kleinen und lokalen Banken jedoch, die ohne jegliches Risikomanagement Kredite ausgegeben haben, wird er opfern.
Ganz nah an den großen Banken und Brokern sind beispielsweise auch die kapitalintensiven Branchen wie beispielsweise die Automobilbranche, die durch ihre hohen Pensionsverpflichtungen am Tropf der Kredite hängt. General Motors und Ford haben grundlegende Restrukturierungsprogramme initiiert, sie werden damit Erfolg haben. Der Zins wird niedrig genug für die Autobauer sein, um den Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können.
Wer Aktien mit einem großen Aufholpotential sucht, der sollte sich jetzt GM und Ford einmal genauer anschauen. Allerdings ist das eine riskante Spekulation, denn deren Bilanzen stehen noch immer auf wackeligen Füßen und es kann jederzeit Rückschläge geben.
Das niedrige Zinsniveau führt natürlich zu einer Liquiditätsflutung im US-Dollarraum und dadurch zu einer Abwertung des US-Dollars. Der Euro ist inzwischen über 1,45 USD/EUR gesprungen. Rohstoffe werden meist in US-Dollar abgerechnet, deren Preise steigen natürlich gegenüber dem an Wert verlierenden US-Dollar.Öl über 95 USD/Fass, Gold über 800 USD/Oz, die meisten anderen Rohstoffe, inklusive Agrarstoffe, sind auf Rekordjagd.
Paradoxerweise sind im Rahmen des Ausverkaufs der vergangenen Tage auch einige Rohstoffaktien ausverkauft worden. Nicht etwa, dass deren Geschäftsentwicklung Anlass zur Sorge gebe, denn die Nachfrage aus China und Indien ist nach wie vor hoch und unbeeindruckt von der Immobilienkrise in den USA. Vielmehr kurbelt die gestiegene Liquidität sogar weltweit die Wirtschaft an und die Rohstoffunternehmen werden davon profitieren. Nutzen Sie den aktuellen Ausverkauf also für Zukäufe von Unternehmen aus dem Rohstoffsektor.
Neben dem Rohstoffsektor halte ich auch noch ein paar einzelne Technologietitel für kaufenswert. Sie zeichnen sich durch hohe Wachstumsraten und Barreserven aus, keine langfristigen Schulden und somit keine Liquiditätsprobleme – vielmehr haben diese Unternehmen ausreichend Bares, um das eine oder andere Schnäppchen, das die Liquiditätskrise noch erzeugen wird, aufzuschnappen.
Soweit ein kurzer Überblick über meine Einschätzung. Wenn Sie mehr zu den Hintergründen sowie konkret ausgearbeitete Anlageempfehlungen von mir lesen möchten, dann bestellen Sie doch einfach meinen gratis Börsenbrief Heibel-Ticker unter http://heibel-ticker.de. Ich würde mich freuen, Sie als Abonnenten begrüßen zu dürfen.
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Stephan Heibel