Roth & Rau, Q-Cells oder Solarworld: Im Solarsektor grassiert das Übernahmefieber

Die Finanzinvestoren kommen: Goldgräberstimmung im Solar-Sektor (Foto: Solarworld AG)In der deutschen Solarbranche bewegt sich was. Seit Monaten sorgt der Übernahmekampf um den deutschen Solarmaschinenbauer Roth & Rau für Schlagzeilen. Der Schweizer Konzern Meyer Burger plant die Übernahme von Roth & Rau und hat den Aktionären des Unternehmens aus der Nähe von Chemnitz bereits ein Übernahmeangebot zu 22 Euro je Aktie gemacht. Bislang stimmten allerdings nur etwas mehr als 32 Prozent der Aktionäre von Roth & Rau zu. Der Grund: Auch Solarunternehmer Jürgen Gutekunst sowie der Finanzinvestor KLK stockten ihre Beteiligungen an Roth & Rau zuletzt auf über fünfzehn sowie mehr als zehn Prozent auf. Während das Angebot von Meyer Burger bis zum 22. Juni verlängert wurde, denken Aktionäre von Roth & Rau scheinbar bereits an lukrativere Offerten – die Aktie notiert seit Wochen über dem Angebotspreis von 22 Euro.

Zwar hat Kaufinteressent Meyer Burger zuletzt beschwichtigt und wiederholt betont, sein Angebot an die Roth & Rau-Aktionäre nicht aufstocken zu wollen, doch wäre auch das Interesse anderer Gesellschaften aus dem Solarsektor nicht unrealistisch: Selbst Dietmar Roth, CEO bei Roth & Rau, sieht die Solarbranche derzeit in einer Konsolidierungsphase. Untermauert wird diese Aussage durch aktuelle Meldungen, wonach der chinesische Photovoltaikkonzern LDK Solar Zukäufe in Deutschland plant. Dabei haben es die Chinesen offenbar gezielt auf deutsche Technologie abgesehen: „Deutsches Image und deutsche Technik kombiniert mit chinesischen Lohnkosten. Daraus können Sie einen globalen Markführer schaffen“, so LDK Solar Finanzvorstand Jack Lai.

Finanzinvestoren könnten die Übernahme durch Meyer Burger doch noch gefährden

Obwohl LDK laut Medienberichten intern offenbar bereits eine Entscheidung für den deutschen Geschäftspartner Sunways aus Konstanz als Übernahmeziel getroffen hat, zogen die Aktien von Solartiteln wie Q-Cells oder Solarworld unmittelbar nach Bekanntwerden des chinesischen Interesses an. Was die milliardenschwere Gesellschaft LDK zu einer Übernahme in Deutschland bewegt, könnte auch anderen Solarkonzernen als Motiv dienen, denken die Anleger und positionieren sich bei vermeintlichen Übernahmezielen: Mit Phoenix Solar, Q-Cells und Solarworld dominierten heute Solaraktien den TecDax. Die beiden letztgenannte Unternehmen profitierten heute zudem von positiven Analystenkommentaren: Während die UBS Q-Cells heraufstufte, setzte die Société Générale die Aktie von Solarworld gemeinsam mit First Solar auf ihre Liste der bevorzugten Werte.

Auch um Roth & Rau dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Zwar attestiert Roth & Rau-CEO Roth seinem Großaktionär Gutekunst, der selbst Geschäftsführer einer Solargesellschaft ist, ein strategisches Interesse und hält ihn für einen Investor, mit dem man sich „ganz vernünftig über das Thema unterhalten“ kann, doch bleibt Finanzinvestor KLK ein offensichtliches Risiko für die Meyer-Burger-Offerte. Mit welchem Partner Solarmaschinenbauer Roth & Rau künftig zusammenarbeitet bleibt also weiter unklar.

3 Gedanken zu „Roth & Rau, Q-Cells oder Solarworld: Im Solarsektor grassiert das Übernahmefieber

  1. MACDalchow

    Die Bewegungen und Übernahmen in der Solarbranche werden wohl noch zunehmen. Nicht nur hierzlande dreht der Wind (oder wäre hier besser der Stand der Sonne) sich langsam und die bislang im Energiesektor doch eher belächelten Werte der regenarative Energieerzeugung rücken mehr und mehr in den Fokus von Investoren. Hierbei werden dann gerade durch Ihre hohe Kompetenz deutsche Unternehmen über kurz oder Lang als Übernahmekandidaten interessant, um sich Wissen und auch Patente einzuheimsen, die Frage für die deutsche Wirtschaft ist dabei nur ob sich potentielle „Übernehmer“ auch der doch recht teuren Wertschöpfungskette unterziehen wollen oder Produktionen dann in andere Länder verlegen.

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  2. Stefan Frohling

    Persönlich denke ich, dass wir beim Markt der regenerativen Energien derzeit einen gewissen Hype erleben, der zwar ansich nicht unbegründet ist, aber zeitlich begrentzt sein wird. Durch staatliche Förderungen etc. boomt der Markt ohne Frage – aber gerade Förderungen, die zeitlich nicht näher festgelegt sind, halte ich für kritisch. Die Förderungen gibts ja nicht nur bei uns in Österreich – und wenn ein Staat anfängt, Förderungen einzustellen, wirds vermutlich relativ rasch überschwappen – die Nachfrage sinkt, und den Rest vom Lied kennt ja jeder.

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  3. Jürgen Nagel

    Hallo,
    zwar werden die Solar-Module für Solaranlagen immer billiger – aber vorwiegend auf folgendem Grund: Die wichtigen Solarenergie-Komponenten kommen nämlich vermehrt aus China – dem Billigproduktionsland schlechthin!
    Grüße

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