Rückenwind durch Allianz-Zahlen? Deutsche Bank und Commerzbank haben eigene Probleme

Die Deutsche Bank setzt künftig verstärkt aufs Privatkundengeschäft  - mit Erfolg? (Foto: Deutsche Bank AG)Ein Gewinn von 1,3 Milliarden Euro im dritten Quartal überraschte nicht nur die Allianz-Aktionäre – auch der Dax und insbesondere Finanztitel profitieren von den positiven Quartalszahlen des Münchener Finanzkonzerns. Obwohl Allianz noch immer keinen Ausblick auf das Jahresergebnis wagt, konnten die Schätzungen der Analysten um knapp 200 Millionen Euro übertroffen werden. Sollte dieses positive Ergebnis richtungsweisend für die gesamte Branche sein, könnten Commerzbank, Deutsche Bank oder auch die Deutsche Börse ebenfalls überraschen, denken sich Anleger und setzen zum Wochenanfang verstärkt auf Finanztitel.

Obwohl bei der Deutschen Börse auch die geplante Übernahme der Warschauer Börse die Kurse beeinflussen dürfte, gibt es bei Commerzbank und Deutsche Bank kaum Neuigkeiten. Dennoch legen beide Titel innerhalb der ersten Handelsstunde zwischen 2,5 und 3,7 Prozent zu. Beide Titel verloren während der jüngsten Korrektur an den Aktienmärkten deutlich und notieren auf Monatssicht noch immer in der Nähe ihrer Tiefststände. Folgen den überraschenden Allianz-Zahlen wirklich weitere positive Ergebnisse aus der Branche, könnten sich die zahlreichen Vorschusslorbeeren des vergangenen halben Jahres in Form von deutlichen Kurssteigerungen bei Finanztiteln doch noch als gerechtfertigt heraus stellen.

Deutsche Bank: Gefährdet Oppenheim-Übernahme „gesunde Kapitalausstattung“?

Die Commerzbank kann Europas größtem Versicherer Allianz mit ihrem in der vergangenen Woche veröffentlichten Quartalsergebnis nicht das Wasser reichen. Angesichts der Vorgeschichte beider Unternehmen eigentlich kein Wunder: Erst im vergangenen Jahr hatte Allianz seine defizitäre Tochter Dresdner Bank an die Commerzbank verkauft und so den Grundstein für das jüngste Quartalsergebnis gelegt. Die Kosten für die Integration der Dresdner Bank lasten nun auf der Commerzbank. Zwar raten die Analysten von Sal. Oppenheim die Aktie der Commerzbank zu halten, doch spricht das Kursziel von 7 Euro nicht für nachhaltige Kursgewinne. Auch die Citigroup schätzt die Aktie mit „Sell“ negativ ein, nennt aber kein Kursziel. Selbst Commerzbank-Chef Martin Blessing erwartet in diesem Jahr keine Gewinne mehr. Im Gegenteil erhöht die in Osteuropa stark positionierte Bank ihre Rücklagen für Kreditausfälle weiter und rechnet mit einem schwierigen Marktumfeld.

Die Deutsche Bank machte jüngst weniger mit operativen Ausblicken, denn mit Gerüchten über einen Datenskandal von sich reden. Die Pläne zur Stärkung des Privatkundengeschäfts wurden von Analysten vorsichtig optimistisch aufgenommen. Zwar sei die Strategie grundsätzlich richtig, doch wäre es schwer, den Volks- und Raiffeisenbanken sowie den Sparkassen in diesem Bereich Kunden abspenstig zu machen, so der Grundtenor unter Marktbeobachtern. Lediglich im Geschäft mit vermögenden Kunden könnte die Übernahme der Privatbank Sal. Oppenheim den Durchbruch für die Deutsche Bank bedeuten. Doch auch dieser Schritt wird von Analysten kritisiert, da durch den Kauf die „gesunde Kapitalausstattung“ der Bank gefährdet sei: UniCredit stuft Deutsche Bank auf „hold“ herab und senkt das Kursziel auf 52,50 Euro.

Zwar hat das positive Quartalsergebnis der Allianz durchaus Signalwirkung, doch kann daraus nicht unmittelbar auf die Geschäftsentwicklung deutscher Großbanken geschlossen werden. Während die Deutsche Bank mit ungewissem Ausgang versucht, den Platzhirschen im Privatkundengeschäft Kunden abspenstig zu machen, kämpft die Commerzbank mit der Integration der Dresdner Bank, die schon der Allianz nicht wirklich gelungen ist. Anleger tun gut daran, die Finanzbranche auch weiterhin kritisch zu verfolgen. Angesichts der deutlichen Kursgewinne seit Anfang dieses Jahres scheint das „Outperformance-Potential“ bei Banken zunächst einmal erschöpft zu sein – Allianz-Quartalszahlen hin oder her.

Ein Gedanke zu „Rückenwind durch Allianz-Zahlen? Deutsche Bank und Commerzbank haben eigene Probleme

  1. D. I. Vergent

    Sehr geehrter Herr Popp,

    der wirklich massive Anstieg sthet erst jetzt bevor … Ihnen ganz persönlich möchte ich daher gerne mein Buch benennen, welches unter dem Titel “RePrivatisierung der Commerzbank nach der Finanzkrise” (ISBN 978-3-8391-9852-0) erschienen ist. Es ging erst am 02.11.2010 in Druck und müsste inzwischen für 5,90 € überall im Buchhandel verfügbar sein.

    Ich behandle darin 1.) die Reprivatisierung der 25%igen Staatsbeteiligung an der Commerzbank über eine Stiftung (Vervierfachung des öffentlichen Nutzens) und 2.) die Rückzahlung eines Großteils der Stillen Einlage des SoFFin bereits zum 01.01.2011 mit Fremdkapital. Die Bankenlandschaft wird dadurch einige Impulse erhalten, etwa wie folgt:

    Mit einer ganz erheblichen Rückzahlung der Stillen Einlage des SoFFin in Höhe von 10 Mrd. Euro zum 01.01.2011 in Form von FREMDKAPITAL sinkt die Tier-1-Quote der CoBank zwar auf 7,7% ab (Stand der risikotragenden Aktiva per 30.09.2010), jedoch wird dadurch der Aktienkurs in ungeahnte Höhen steigen, da die Zinslasten drastisch sinken und die Dividendenfähigkeit unmittelbar wiederhergestellt wird. Zusammen mit dem Rückenwind aus guten Q1-Zahlen und fortschreitenden Synergien aus der Fusion lässt sich zum 01.05.2011 ganz wunderbar eine Kapitalerhöhung mittels Wandelobligation bzw. Optionsanleihe bekanntgeben, die zu den Ausübungsterminen 12,-, 14,-, 16,- bzw. 18,- Euro pro Aktie in die Eigenkapital-Kasse spült. Die Zeit gebietet Eile, denn sind erst Basel III und die FSB-Regularien in Kraft, ist ein derartiger Befreiungsschlag nicht mehr möglich. Außerdem hat die Commerzbank per 01.01.2011 erstmals überhaupt Interesse, die Stille Einlage zu tilgen, da die Zinslosigkeit in 2011 nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Das Interesse der CoBank kippt also von “so lange wie möglich zinslos” in “so schnell wie möglich zurückzahlen”. Liquidität ist genug vorhanden. Die Zinsvermeidung für 2010 mittels Eurohypo-Abschreibung habe ich auf S. 10 bzw. 20 bereits als milliardenschweren Volltreffer gelandet …

    Wenn die Bundesregierung ebenfalls zum 01.01.2011 das 25%ige Aktienpaket an eine (noch zu gründende) gemeinnützige Stiftung übereignet (gegen 6,30 Euro pro Stück natürlich), und damit mit gleicher Valuta zusätzlich 1,861 Mrd. Euro erhält, hat auch das ein überraschend schnelles und glückliches Ende gefunden. Und die Gesellschaft erhält nicht nur 25% Abgeltungssteuer aus der Dividende dieser Aktien, sondern wegen der Steuerfreiheit der Stiftung und der gemeinnützigen Verwendung der Gelder sogar 100%. Und die Sperrminorität bleibt auf immer gesichert …

    Der Effekt aus beidem ist die Befreiung von EU-Auflagen, wie z. B. der Gehälterdeckelung, die für den Vorstand nach schmerzvoller Zeit endlich enden wird und für die 35 millionenverdienenden Top-Manager der zweiten Reihe gar nicht erst wirksam werden dürfte.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn das Buch Ihr Interesse finden würde. Gerne können Sie es weiterempfehlen. Zitate jederzeit, aber bitte mit Quellenangabe! Über ein kurzes Feedback Ihrerseits wäre ich ebenfalls sehr glücklich.
    Herzlichen Dank bereits im Voraus!

    Mit freundlichen Grüßen
    D. I. Vergent

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