Nach Einschätzung des Kanada-Experten und Autors des Börsenbriefs Renditetrader, Harald Seemann, wird die momentane Marktsituation ungefähr die Hälfte aller Rohstoff-Explorer in den Ruin treiben. Vorboten dieser Entwicklung seien die massiven Kurseinbrüche der vergangenen Monate sowie der Mangel an Liquidität in den Aktien der Rohstoff-Juniors. Einige geplatzte Finanzierungen hätten bereits gezeigt, dass es für diese Gesellschaften immer schwerer wird, ihre Geschäftstätigkeit aufrecht zu erhalten. Die gestiegenen Kapitalkosten für den Bau von Minen lassen viele Projekte zudem bereits heute unrentabel erscheinen.
Die jüngsten Übernahmegerüchte um den Uran-Explorer Forsys Metals bezeichnet Seemann, der neben seiner Tätigkeit als Börsenbriefautor Geschäftsführer des Vermögensverwalters „Global Investor Partners“ aus Toronto ist, als „Einzelfall und nicht auf den gesamten Uranmarkt zu übertragen“. Selbst diejenigen Explorer, die sich mittels eines „Shareholder Rights Plan“ gegen eine feindliche Übernahme auf niedrigem Kursniveau schützen wollen, seien nicht vor eine Pleite geschützt.
„Da ich davon ausgehe, dass es sämtliche Rohstoffe während einer Rezession schwer haben werden und Finanzierungen und Übernahmen dann einfach keine Rolle mehr spielen, ist eine solche „Poison Pill“ nicht mehr als ein erster Schritt. Langfristig werden nur diejenigen Explorer überleben können, die selbst Cashflow generieren und somit unabhängig von Finanzierungen sind“, so Seemann gegenüber Aktien-Blog.
Die Gegenposition lautet: Es sind Abermilliarden Cash im Markt, die nirgends geparkt sind. Etliche Fonds haben aus verschiedensten, auch länderspezifischen, Gründen Rohstoff-Titel verkaufen müssen und werden diese wieder eindecken. Dies wird sich auch auf den Goldpreis auswirken. Momentan sieht der Goldchart ein Doppeltop („alle“ sind eingedeckt, es fehlen die Folgekäufe), was einen erneuten Einbruch Richtung 640 bedeuten kann, gefolgt vom o.a., zeitverzögert greifenden Szenario, was die Rohstoffhausse wieder aufleben lässt. Charttechniker kaufen dann spätestens, wenn die Psychomarke von 1000 bei Gold überschritten wird.
Dass wir uns derzeit in einer deflationären Phase befinden, ist unbestritten. Allerdings muss ich M. Bittrich zustimmen: Es sieht so aus, als seien die Voraussetzungen für die nächste Blase bereits geschaffen. Bleibt nur die Frage, ob Kleinaktionäre, die sich an Explorern in Kanada beteiligt haben, so lange Zeit haben. Neben Forsys Metals gibt es nun auch konkrete Übernahme-News über Corriente Resources, allerdings kann man daraus sicher keinen Trend ableiten. Traurig muss das für Stock-Picker allerdings auch nicht sein: Da in den letzten Jahren viele Explorer „hochgezogen“ wurden, die noch in der Frühphase stecken, können Anleger fortgeschrittener Qualitäts-Gesellschaften hoffen, bei der glücklichen Hälfte dabei zu sein!
Das ist korrekt, der Großteil der Explorer wird nicht durchkommen. Davon abgesehen gibt es auch nur eine handvoll gute Adressen unter 1000.
Leider müssen auch diese bangen.
Ich will das mal an einem Beispiel erläutern. Die Firma Gippsland Ltd. hat aktuell eine Due Dilingence durch die KFW / DEG. Das aktuell restriktive Kreditgabeverhalten der KFW kann Gippsland das Licht ausblasen, denn die Cash-burn-Rate frisst diesen Explorer langsam auf.
Wodurch zeichnet sich ein guter Explorer aus? Diese Frage ist leicht zu beantworten: langfristige Lieferverträge.
Gippsland hat solch einen Liefervertrag mit dem deutschen Tantal-Riesen HC Starck. Und nur diese Tatsache führte zu einer Due Dilingence mit der KFW. Banken wollen nämlich Lieferverträge sehen.
Fazit: wenn die Kreditvergabe nicht langsam wieder in Gang kommt, dann gehen auch die guten Explorer vor die Hunde.
Ich möchte aber davor warnen, bei der Bewertung eines Explorers nur auf die Marktkapitalisierung zu schauen. Wenn die Kosten einer geplanten Förderung zu hoch sind, wird die Mine nie gebaut. Da hilft auch keine fette Eigenkapitalquote, die ja dann nur auf einer Marketingblase beruht
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