Schnäppchen oder Ladenhüter? Kein Glück für Mutige – Deutsche Bank weiter im freien Fall

Deutsche Bank: Viele Anleger haben hier ins fallende Messer gegriffenGehören Sie auch zu den Anlegern, die Aktien der Deutschen Bank seit Monaten für günstig halten und fest daran glauben, dass sich die Anteilsscheine des größten deutschen Kreditinstituts zum Jahresende zwischen 60 und 70 Euro einpendeln werden? Gemessen an den Fragen, die ich innerhalb der vergangenen Monate zu Bankaktien erhalten habe, dürfte die Zahl der Optimisten auch unter den Lesern dieses Blogs nicht gerade gering sein. Doch mit welchen Motiven entschließt sich ein Anleger, bei 63 Euro Aktien der Deutschen Bank zu kaufen, obwohl sich der Wert offensichtlich in einem Abwärtstrend befindet?

Das meistgenannte Argument ist der Kurs: Viele Investoren können nicht begreifen, dass eine Aktie wie die der Deutschen Bank innerhalb eines Jahres die Hälfte ihres Wertes verlieren kann und dennoch weiter abstürzt. Doch sorgen außergewöhnliche Zeiten auch für außergewöhnliche Kursbewegungen. Einerseits sind die Turbulenzen der Finanzkrise noch nicht ausgestanden und andererseits bedroht ein Mix aus Inflation und schwindender Wirtschaftsleistung die erwarteten Gewinne der Kreditinstitute.

Da liegt es auf der Hand, dass selbst die Ankündigung eines Quartalsgewinns durch Deutsche-Bank-Boss Josef Ackermann Anfang des Monats den Einbruch der Aktie nur kurzfristig stoppen konnte. Zu schwer wiegen Nachrichten von Bankenpleiten in den USA und dem Zusammenbruch des Immobilienmarkts auch in Spanien. In einem solch skeptischen Umfeld sehen die Anleger selbst für vermeintlich erfolgreiche Unternehmen schwarz: Heutige Gewinne könnten bedeuten, dass die negativen Überraschungen in den Folgequartalen um so deutlicher ausfallen – schließlich war die Deutsche Bank in ähnlichen Bereichen tätig wie auch Bear Stearns, Lehman Brothers oder die UBS.

Mittlerweile notiert die Aktie der Deutschen Bank knapp über 48 Euro und steuert weiter auf die Tiefstkurse des Jahres 2003 zu. Erst wenn die Aktie den Abwärtstrend nach einigen guten Tagen verlassen hat und auch eine sinkende Volatilität Hinweise auf eine Beruhigung des Kursverlaufs gibt, bieten sich Einstiegschancen. Den Kauf einer Aktie ausschließlich mit dem vermeintlich hohen „Rabatt“ im Vergleich zum Vorjahr zu begründen, ist in meinen Augen keine schlüssige Argumentation. Woher soll man wissen, ob es sich bei dem angeblichen Schnäppchen nicht um einen Ladenhüter handelt?

7 Gedanken zu „Schnäppchen oder Ladenhüter? Kein Glück für Mutige – Deutsche Bank weiter im freien Fall

  1. Nico Popp

    Stimmt, das ist eher Zockerei. Mich wundert nur, dass die Deutsche Bank bei Leuten, die im Jahr zwischen 1 und 3 Trades machen einen so guten Ruf hat, dass viele offenbar mit Absicht zu früh kaufen. Ein Freund wollte unbedingt bei 63 Euro zuschlagen, weil er dachte, die Deutsche Bank steht Ende des Jahres sowieso wieder bei 100 Euro. Kurze Zeit später bei 58 Euro war er noch ganz entspannt und sagte „Den Tiefpunkt trifft man sowieso nie“. Mittlerweile guckt er schon nicht mehr nach den Kursen…

    Ich denke trotzdem, dass eine Korrektur im Abwärtstrend demnächst kommt. Die Frage ist nur, ob man dann den Mut hat, auszusteigen und sich nicht von der Hoffnung auf noch höhere Kurse („Hier gehe ich mit 0 Euro raus“) leiten lässt.

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  2. Juergen

    „100 Euro“!?…so wie Du schon schreibst, nur weil die da mal waren, ist das noch lange keine Garantie, dass die da wieder hingehen – zumindest nicht die nächsten Jahre. Bei übertriebenen Kursausschlägen nach unten kann man schon mal „bottom fishing“ machen. Aber wie gesagt, ich spreche hier von „übertriebenen“ Kursbewegungen! Und im Moment ist das noch ein „normal“ verlaufender Abwärtstrend. Die meisten kapieren immer noch nicht – oder wollen es vielleicht auch garnicht kapieren – , dass wir uns mitten in einer credit crunch befinden. Und das ist nicht nur so ein Ding, das mal kurz die Kurse beeinflußt und in 6 Monaten wieder vergessen ist. Das ist eine Ära, und solange keine klaren Anzeichen dafür vorhanden sind, dass diese Ära vorbei ist, besteht kein Bedarf in Finanztitel investiert zu sein und damit sein Risiko unnötig zu erhöhen. Es gibt soviele andere Möglichkeiten sein Geld zu investieren oder auch auszugeben 😉 …warum müssen die Leute immer ausgerechnet dort ihr Geld verbrennen, wo die Feuerwehr gerade anrückt?
    Gutes Gelingen,
    Juergen

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  3. Nico Popp

    Grade sieht es nach einem schönen Revearsal aus. Sollte sich der Gesamtmarkt auch stabilisieren, kann man bei der Deutschen Bank vielleicht noch auf einen Schluss des Downgaps spekulieren. Mal sehen, ob die Kerze noch weiß wird. Aber wie Du schon schreibst, selbst wenn es die DBK auf 52 Euro schafft, ist hier noch keine Trendwende erreicht.

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  4. Juergen

    Ja, könnte durchaus der geeignete Zeitpunkt für ein bottom fishing gewesen sein – zumindest kurzfristig. Wenn wir morgen steigen, dann sieht das Pattern im Candle Stick Chart tatsächlich sehr, sehr gut aus. Nichtsdestotrotz, möchte ich als privater Investor lieber ruhig schlafen und muss mir den Stress eines Investments in Finanztitel während eines credit crunches nicht geben. Man kann auch mit weniger Nervenkitzel (weniger Volatilität) sein Geld anlegen. GG, j.

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  5. Juergen

    DBK sieht jetzt sehr gut aus, könnte eine kräftige Gegenbewegung geben. Ich bleibe dennoch bei meiner Ansicht, dass man insbesondere als Privatanleger nicht versuchen sollte, das Low zu treffen. Stattdessen ist es sinnvoll frühzeitig in Trends zu investieren – „asset allocation“ ist das Zauberwort, nicht „stock picking“.

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  6. Juergen

    Ich bleibe dennoch bei meiner Ansicht, dass man insbesondere als Privatanleger nicht versuchen sollte, das Low zu treffen.

    …heute DBK bei 43,50 im close. Man muss nicht den Helden spielen und zu früh reingehen…aber jetzt keinesfalls mehr verkaufen. Die Panik am Markt ist ein ganz deutliches Signal dafür, dass wir bald unten sind.

    Gutes Gelingen,
    Juergen

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