Was steckt dahinter? Sechs Mythen über den CFD-Handel

Geldvernichter CFD-Handel? Wir räumen mit den Mythen aufTrotz oder gerade wegen der Finanzkrise sind CFDs derzeit in Deutschland gefragt wie nie. Während sich das Volumen des Zertifikatemarktes seit der Lehmann-Brothers-Pleiten nahezu halbiert hat, legt die Zahl der Transaktionen mit Differenzkontrakten seither um mehr als ein Drittel zu. Der Reiz ergibt sich aus der aktuellen Marktlage, denn mit CFDs lässt sich sowohl bei steigenden als auchbei fallenden Kursen profitieren. Um rentabel zu traden, freut sich der CFD-Händler über möglichst starke Kursschwankungen, und gerade die gibt es momentan reichlich. Doch wo ein neuer Trend entsteht, sind Kritiker meist nicht fern. Die Finanzkrise hat das Bewusstsein der Öffentlichkeit für riskante Spekulationen geschärft, und besonders Produkte mit Hebelwirkung sind in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Haben CFDs ihr Casino-Image verdient? Hier sind sechs vermeintliche „Fakten“ rund um den CFD-Handel, auf die man bei der Recherche immer wieder stößt.

1. CFDs sind Zockerprodukte. Hohe Gewinne bei geringem Einsatz, Setzen auf steigende und fallende Kurse, Profitieren von hoher Volatilität – die Werbung der meisten CFD-Broker auf dem Markt appelliert an die Risikofreudigkeit ihrer Kunden. Richtig ist: Auf Grund der Hebelwirkung sind CFDs natürlich risikoreiche Produkte, und ohne vernünftiges Risikomanagement kann das eingesetzte Kapital bei einer ungünstigen Marktbewegung schnell weg sein. Kritiker vergessen jedoch gern, dass auf den Finanzmärkten vor allem eines für leere Taschen sorgt, und das ist mangelnde Erfahrung – völlig unabhängig vom gewählten Produkt. Genauso wie beim traditionellen Aktienhandel auch kann sich der CFD-Anleger bestimmte Charttechniken zunutze machen, um zukünftiges Kursverhalten vorherzusagen, und mit Stopp Orders lassen sich potentielle Verluste minimieren. Der CFD-Handel ist also genau so riskant, wie ihn der Trader macht.

2. Die meisten Anleger verlieren ihr Geld in kurzer Zeit. Eine Zahl, die immer wieder auftaucht, ist 80 Prozent: So viele Börsianer machen angeblich Verluste oder gehen gar ganz pleite. Wo die Zahl herkommt, ist ungewiss, sie hält sich jedoch hartnäckig in Blog- und Forendiskussionen im Internet. Wahr ist: Viele Börseninteressierte sehen CFDs wegen der geringen Kosten und Einfachheit in der Handhabung als Einsteigerprodukt und bezahlen dann teures Lehrgeld, wenn sie auf Schulungsangebote und Risikomanagement verzichten und gleich mit dem großen Geld einsteigen. Als von verschiedenen Finanzaufsichtsbehörden wie der BAFin in Deutschland oder der FSA in Großbritannien regulierte Institutionen sind CFD-Broker außerdem verpflichtet, ausreichend über Risiken zu informieren, sodass kein Anleger zufällig an CFDs gerät. Die allermeisten CFD-Trader sind heutzutage sehr gut informiert und setzen CFDs sehr bewusst ein, zum Beispiel zum Hedgen von größeren Positionen am „echten“ Markt.

3. Anleger verlieren mehr Geld als ursprünglich eingesetzt. Die hohen Gewinne von mehreren hundert Prozent der eingesetzten Margin sind im CFD-Handel auf Grund der Hebelwirkung möglich. Diese greift jedoch auch dann, wenn der Markt sich gegenläufig verhält und die Spekulation des Anlegers nicht aufgeht, sodass der mögliche Verlust theoretisch die Einlage übersteigen kann. Dem lässt sich jedoch mit einem Risikomanagement in Form von Stopp Loss und Take Profit Orders gegensteuern; wieviel der Trader riskieren möchte, entscheidet er letzten Endes selbst. Selbst wenn bei über Nacht gehaltenen Positionen die Kurse ausbrechen, schließen seriöse Broker die offenen Positionen zumeist, bevor das Kundenkonto komplett leergeräumt ist oder gar in den Negativsaldo gerät.

4. Market Maker stellen ihre eigenen Kurse nach Belieben. CFDs werden außerbörslich gehandelt und beeinflussen den Preis des Underlying nicht. Ein CFD-Broker, der zugleich Marktmacher ist, sichert die Handelbarkeit von Wertpapieren durch kontinuierliches Stellen von Buy- und Sell-Kursen und gleicht damit temporäre Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage in weniger liquiden Märkten aus. Diese Kurse basieren auf den realen Marktpreisen, können jedoch sowohl nach oben als auch nach unten leicht abweichen. Es ist somit durchaus möglich, dass der Market Maker die Orders seiner Kunden zu einem besseren Kurs ausführt, als sie an der „echten“ Börse bekommen hätten. Einige CFD-Broker bieten jedoch die Möglichkeit, gegen eine zusätzliche Gebühr per DMA (Direct Market Access) direkt ins Xetra-Orderbuch zu handeln. In diesem Fall fungiert der CFD-Trader als vollwertiger Marktteilnehmer und seine Order beeinflusst den Kurs des gehandelten Papiers, obwohl auch er den physischen Wert nicht besitzt. Da es hierbei jedoch keinen Spread gibt, mit dem der Broker seinen Gewinn machen könnte, erhebt er stattdessen einen „Zins“ auf die Gesamtgröße der Position am Ende jedes Tages, den sie gehalten wird.

5. CFD-Broker sind „Bucketshops.“ Eine beliebte Theorie insbesondere unter Tradern, die beim CFD-Handel Geld verloren haben ist, dass einem CFD-Kunden, der über längere Zeit Gewinne macht, vom Market Maker schlechtere Kurse gestellt und Stopps willkürlich ausgelöst werden, die dieser dann mit „Slippage“ rechtfertigt. Da CFD-Trading immer beliebter wird und Anbieter wie Pilze aus dem Boden schießen, ist es selbstverständlich durchaus möglich, dass es darunter auch einige schwarze Schafe gibt, die solche und ähnliche Geschäftsmodelle praktizieren. Für einen seriösen Broker sind solche Praktiken jedoch uninteressant, da sich die Long- und Short-Positionen der Kunden zumeist ohnehin ausgleichen und er seine Gewinne durch Spreads, erhobene Gebühren und Zinsen macht. Überdies greift auch in der CFD-Branche das Prinzip, dass zufriedene und erfolgreiche Kunden immer noch die beste Werbung sind.

6. CFD-Broker handeln gegen ihre Kunden. Da CFDs in der Regel außerbörslich gehandelt werden und der Trader das zugrundeliegende Wertpapier zu keiner Zeit physisch besitzt, hält sich weiterhin hartnäckig das Gerücht, dass CFD-Broker ein Interesse daran haben, dass ihre Kunden Geld verlieren. Auch hier ist natürlich nicht von vorneherein auszuschließen, dass es Anbieter mit derartigen Geschäftsmodellen gibt – gerade bei CFD-Anbietern mit Sitz außerhalb der von FSA und BAFin regulierten Gebiete, die häufig mit sensationell niedrigen Spreads und sogar Einsteiger-Boni locken, sollten Anleger argwöhnisch werden. Wie oben bereits erwähnt ist es bei den etablierten Market Makers der Branche jedoch so, dass sich die Kauf- und Verkaufsorders der Privatkunden größtenteils gegenseitig aufheben, sodass für den Broker in der Regel überhaupt kein Anlass besteht, einen Gegentrade zu veranlassen. Lediglich sehr ambitionierte Positionierungen sowie DMA-Trades könnten den Broker gegebenenfalls dazu veranlassen, diverse Positionen direkt am Markt zu hedgen.

Obwohl sich die gängigsten Mythen rund um den CFD-Handel hartnäckig halten, ist doch nicht immer etwas an den Legenden dran. Trader tun gut daran, jeden Broker individuell unter die Lupe zu nehmen. Dass es Vorurteile rund um den Handel mit CFDs gibt, kann auch ein Warnsignal sein, um die guten von den schlechten Anbietern zu trennen.

4 Gedanken zu „Was steckt dahinter? Sechs Mythen über den CFD-Handel

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  3. Pet

    Sehr schöner Artikel, auch wenn ich nicht mit allen Punkten übereinstimme. Aber gerade Punkt 2 halte ich für sehr wichtig. Ich habe, als ich zum traden begonnen habe, eine Seminar bei Birger Schäfermeier von tradac.info besucht. In seinem Kurs ging es viel um Risikomanagement und Moneymanagement. Man kann eben nicht mit einem Plus aussteigen, wenn man Gewinne begrenzt und Verluste laufen lässt. glaube das ist ein häufer Fehler bei vielen Beginnern.

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