Silber wird oft als das Gold des kleinen Mannes bezeichnet. Diese Bezeichnung stammt noch aus dem Mittelalter, als sich nur die ganz reichen Leute Gold leisten konnten und sich alle anderen mit Silber zufrieden geben mussten. Inzwischen dürfte sich dies jedoch geändert haben, da die Mittelzuflüsse in die großen amerikanischen Silber-Exchange-Traded-Funds (ETFs) deutlich zugenommen haben und inzwischen ein Volumen von über 300 Millionen US-Dollar erreichten. Das Interesse der Investmentgemeinde an diesem Edelmetall ist ungebrochen und die Aussichten sind hervorragend. Allerdings sollte man auch als Silberinvestor nicht blindlings investieren! Aus diesem Grund haben Angebot und Nachfrage genau unter die Lupe genommen und präsentieren unsere Analyse in einer zweiteiligen Artikelserie auf Aktien-Blog. Zunächst zum Angebot. Wie viel Silber gibt es auf dem Markt?
Es ist relativ schwer, an verlässliche Daten über den Silbermarkt zu kommen, da dieser Rohstoff nicht so häufig beobachtet und analysiert wird wie beispielsweise Gold. Allerdings konnten wir eine sehr gute Auflistung des Angebots und der Nachfrage in dem World Silver Survey von 2008 finden. Dieser Bericht wird vom Silver Institute veröffentlicht und beleuchtet den Silbermarkt sehr gründlich. Auf der rechten Seite können Sie eine Darstellung erkennen, die genauen Aufschluss darüber gibt, wie groß Angebot und Nachfrage in den Jahren 2006 und 2007 waren. Zudem wird genau dargestellt, aus welchen Bereichen das Silber zur Verfügung gestellt, beziehungsweise „abgesaugt“ wurde.
Zentralbanken verkaufen kaum noch Silber
Widmen wir uns zunächst dem Angebot. Dieses beläuft sich in 2007 auf 894,50 Millionen Unzen und liegt damit unter dem Niveau des Vorjahres. Verantwortlich für den Rückgang kann nicht die Minenproduktion sein, die den größten Teil des Angebotes ausmacht. Hier konnten 670,6 Millionen Unzen gefördert werden und dadurch die Produktion gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent gesteigert werden. Rückgänge der Silberförderung in Afrika und Nordamerika konnten durch Gewinne in Lateinamerika (vorwiegend Chile) sowie China, Australien und zu einem kleinen Teil (500.000 Unzen) in Europa ausgeglichen werden.
Dies liegt vor allem daran, dass der Bereich „Net Government Sales“ deutlich um 46 Prozent eingebrochen ist. Hierunter sind Zentralbanken aufgeführt, die ihr Silber auf dem Markt verkaufen. Nachdem China und Indien jahrelang Silber am Markt veräußert haben, sind diese beiden Akteure in 2007 verschwunden und haben den Verkauf beendet. Dadurch zeigt sich eine deutliche Verringerung des Angebots, was nachhaltig sein dürfte.
Finanzkrise dürfte Silberangebot in 2008 und 2009 verknappt haben
Der Bereich „Old Silver Scrap“ gab ebenfalls nach. Hier wird Silber erfasst, welches eingeschmolzen wird und dann wieder den Marktkreislauf erreicht. Wir halten den Rückgang in dieser Kategorie für sehr positiv, da trotz des höheren Silberpreises das Recycling nicht gesteigert wurde, sondern ganz im Gegenteil rückläufig war. Daraus lässt sich folgern, dass die Leute ihr Silber lieber behalten und dieses trotz höherer Preise nicht einfach auf den Markt werfen. Auch in 2008 ging das Silberrecycling weiter zurück. Damit wird den Bären ein wichtiges Argument genommen, gleichzeitig dürfte diese Entwicklung Wasser auf die Mühlen der Bullen sein. Silber ist also doch für viele Investoren ein nachhaltiges Investment und keine kurzfristige Spekulation auf steigende Kurse. Dies zeigen auch die Zuflüsse in ETFs, wie Sie im nächsten Teil unserer Serie sehen werden.
Nach unserer Einschätzung sieht die Angebotsseite gut aus: Die Verkäufe der Regierungen gehen zurück und auch das Interesse an Silberrecycling fällt, obwohl die Preise gestiegen sind. Die Minenproduktion konnte zwar ausgeweitet werden, jedoch ist Silber bei vielen Minen oft nur ein Nebenprodukt. Durch die Finanzkrise wurden viele Projekte gestoppt und daher dürfte nach einem weiteren Anstieg der Produktion auf 680,9 Millionen Tonnen Silber in 2008 im Jahr 2009 die Förderung wieder geringer ausfallen.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie über Silber, lesen Sie auch die anderen Artikel:
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Sehr interessanter Artikel. Meiner Meinung nach hat Silber noch wesentlich mehr Potenzial als Gold. Es gibt unzählige Gründe dafür (Industrienachfrage, geringere Reserven /kürzere, Nachfrage aus Asien, neue Industriezweige, Zurückgewinnung der Stellung als Anlageobjekt). Der letzte Grund ist sicherlich der Bedeutendste. Aktuell ist der Silberpreis jedoch noch stark von der Industrienachfrage und somit von der wirtschaftlichen Lage abhängig. Aus diesem Grund muss man das Jahr 2013 sicherlich noch genau betrachten, wie es wirtschaftlich läuft bzw. welchen Einfluss dies auf den Silberpreis hat. Durch die sinkenden Silberreserven wird jedoch auch der Zeitpunkt kommen wo Silber nicht mehr von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig ist. Spätestens dann erkennt man dass der Silberboom eingesetzt hat!