Die Aktie der seit September des vergangenen Jahres insolventen Pfaff Industriemaschinen AG erlebte innerhalb der letzten Tage ein erstaunliches Comeback. Die Anteilsscheine des Herstellers für Industrienähmaschinen kletterten von 0,02 Euro auf 0,38 Euro. Seit gestern ist bekannt, warum die Aktie in den vergangenen Tagen so deutlich angesprungen ist: Der Maschinenbauunternehmer Joachim Richter übernimmt den insolventen Nähmaschinenhersteller und will das Geschäft künftig neu ausrichten. Zwar solle Pfaff noch immer Industrienähmaschinen herstellen, jedoch werde die Gesellschaft künftig in den attraktiveren Markt für automatisierte Nähmaschinen vordringen und weniger auf Massenware setzen, so Richter, der beim Kauf von Pfaff nach eigenen Angaben „ein gutes Gefühl“ hatte. Über den Kaufpreis sowie weitere Details der Transaktion wurde bislang nichts bekannt.
Zahlreiche Aktionäre von Pfaff Industriemaschinen spekulierten während der vergangenen Tage auf eine Übernahme der Gesellschaft. Nach und nach macht sich unter Anlegern allerdings Ernüchterung breit: Alle Anzeichen sprechen dafür, dass Richter nicht eine Mehrheit der Pfaff-Aktien übernehmen will, sondern der insolventen Gesellschaft lediglich sämtliche Wirtschaftsgüter abgekauft hat. Der Erlös dieses Verfahrens kommt zunächst ausschließlich den Gläubigern zugute.
Da Richter zudem der einzige Interessent für Pfaff gewesen sein soll, der ein tragfähiges Finanzierungskonzept vorlegen konnte, sollten sich risikofreudige Aktionäre nicht zu viel Hoffnung auf ein Abfindungsangebot machen, das sich für den Käufer in der Regel komplexer gestaltet, als die Verhandlungen mit den Gläubigern. Derzeit wird der Hersteller von Industrienähmaschinen an der Börse mit rund vier Millionen Euro bewertet und verfügte zur Zeit des Insolvenzantrages über mehr als vierzig Millionen Euro Schulden. Bereits im September des vergangenen Jahres waren die Gläubiger bereit, zur Rettung der Gesellschaft auf die Hälfte ihrer Forderungen zu verzichten.
Diese Haltung der Gläubiger dürfte sich auch innerhalb der vergangenen Monate nicht geändert haben – sogar ein Verzicht auf mehr als die Hälfte der Forderungen ist angesichts des wirtschaftlichen Umfeldes nicht unrealistisch. Es ist daher anzunehmen, dass eine Übernahme einzelner Wirtschaftsgüter, ein so genannter Asset Deal im Rahmen des Insolvenzverfahrens, für beide Parteien die beste Lösung war – ein von vielen Zockern erwartetes öffentliches Übernahmeangebot für die Aktie von Pfaff bliebe in diesem Fall aus.
Update
Der Insolvenzverwalter der Pfaff Industriemaschinen AG hat heute bestätigt, dass die Gesellschaft nicht übernommen wird. Die Übernahme der Geschäftstätigkeit der insolventen Gesellschaft wurde in Form eines Asset Deals bereits abgewickelt. Ein Übernahmeangebot an die Aktionäre der Pfaff Industriemaschinen AG wird es daher nicht geben. Die Aktie büßt aktuell mehr als sechzig Prozent ein.
danke für den erhellenden Artikel. So wird das wohl kommen. War wohl nicht mehr als ein großer hype und die Aktionäre sind wieder hinten dran!
Ich bin gespannt ob es so kommen wird. wenn ja, dann bin ich um eine Erfahrung reicher.
danke
Karl
Ich war am Freitag kritisch als ich den Artikel das erste mal gelesen habe. Jetzt nicht mehr. Der Kurs gibt dem AUtor einfach recht. Auch habe ich gemerkt wie einseitig die Meinungen in großen Diskussionsboards doch sind. Um so besser wenn es Leute gibt die unangenehme Wahrheiten ausprechen
Danke. Fast 70% Verlust bei der Aktie seit ich auf das Thema aufmerksam geworden bin und diese ganze Spekulation (gemeinsam mit anderen Warnern) in Frage gestellt habe. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich solche Hypes doch entwickeln und wie überzeugt gierige Anleger sein können. Ich hoffe, meine kritische Einschätzung hat den ein oder anderen leichtgläubigen Investor schon am Freitag stutzig werden lassen.
Dieses Thema ist sehr interessant. Es ist sehr schade wenn Firmen in finanzielle Schwierigkeiten gelangen. Diese Firma hat sehr lange Zeit echt gute Produkte hergestellt. Es wäre zu schade wenn es damit auf einmal vorbei wäre.