Die Aktienmärkte halten sich trotz fundamental keineswegs rosiger Aussichten und Bewertungen, welche inzwischen wieder über historischen Durchschnitten liegen, weiter gut. Haupttreiber dürfte die Nullzinspolitik der US-Notenbank sein. Denn: Inzwischen verkommt der US-Dollar zur Haupt-Carrytrade-Währung. Erstmals seit 20 Jahren ist es für Spekulanten, Hedge Fonds und Investoren günstiger, sich über den US-Dollar zu verschulden, als im Yen. Die zu 0,35 Prozent Zinsen aufgenommenen US-Dollar fließen dann im großen Stil in Aktien, Rohstoffe, Emerging Markets, höher verzinste Währungen und Anleihen und auch in Gold. Im Endeffekt ist also „Business-as-Usual“ im Finanzbereich eingekehrt und das Rad dreht sich von Neuem! Wer vor einem Jahr glaubte, mit dem Beinahe-Kollaps des Finanzsystems würde sich an der Anlegermentalität etwas ändern, sieht sich getäuscht.
Es geht weiter wie immer! Allerdings ist dieser Börsenaufschwung nicht nur durch billiges Geld getragen, sondern wird auch durch Skepsis begleitet (weshalb es wohl weiter nach oben geht, als alle glauben). Viele Kleinanleger sind nicht mehr dabei und wundern sich täglich, warum Dax, Dow & Co. eigentlich weiter steigen. Doch FED-Chef Ben Bernanke gab seinen Freunden von der Wall Street quasi einen Freifahrtschein, indem er erst letzte Woche noch einmal betonte, dass die Zinsen wohl noch „lange“ nahe der Nulllinie verharren werden.
Carrytrades sind Sprengstoff für alle Anlageklassen
Doch wenn auf der einen Seite Geldmarktpapiere nahezu nichts und Anleihen als die „Mutter aller Blasen“ (alleine 6.000 Milliarden USD werden in diesem Jahr platziert, um die globalen Staatsverschuldungen zu finanzieren!) auf lange Sicht keine sicherer Hort mehr sein dürften, was bleibt dann noch übrig? Nicht beliebig reproduzierbare Sach– und Geldwerte wie Gold und Silber und eben auch die Aktie. Und wo bringt man die Liquidität am schnellsten unter? Bei den großen Blue Chips. Deshalb kann dieses Spiel noch eine Weile gut gehen. Aber sobald hier ein Rädchen nicht mehr ins andere greift, dürfte es gefährlich werden.
Sollten die Dollar-Carrytrades nicht mehr funktionieren, dürfte eine heftige Korrektur in allen Anlageklassen erfolgen. Dies wird gleichzeitig eine US-Dollar-Stärke auslösen, da das in USD geliehene Geld aus Aktien, Gold, Emerging Markets, höher verzinslichen Währungen und so weiter abfließt und wieder in USD getauscht werden muss. Es bietet sich daher an, weiter den US-Dollar in mehreren Währungen zu beobachten, um erste Warnsignale einer möglichen, scharfen Korrektur zu erkennen!
Das es auch nach diesem „Kollaps“ des ganzen Systems wieder weitergehen wird wie vorher, war ja sicherlich für die meisten von anfang an abzusehen. Ich wundere mich nur immer wieder, wie schnell dies geschieht und das regt mich dann immer wieder zum Nachdenken an….
Der Mensch in seiner unendlichen Dummheit wird es eh nie begreifen. Nur das es irgendwann mal nicht mehr mit Billioe Dollar und Euros des Steuervolkes zu retten sein wird und das System tatsächlich implodiert. Aber Gier frisst halt Hirn. Oder wie Francois René de Chateaubriand so schön sagte:
„Vor den Menschen waren die Wälder, nach Ihnen kommt die Wüste“