Am vergangenen Donnerstag gab der Volkswagen-Konzern seine Verkaufszahlen für die ersten zehn Monate bekannt. Mit weltweit 5,14 Mio. Fahrzeugen verkaufte man so viel wie noch nie und erzielte gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode ein Wachstum von 8,5 Prozent. Wenngleich diese Meldung im derzeit schwierigen Marktumfeld keine neuen Kursavancen nach oben auslösen konnte, dürften die Aktionäre von VW mit dem aktuellen Börsenjahr ausgesprochen zufrieden sein. So verbesserten sich Volkswagen-Stammaktien (WKN: 766400) seit dem Jahreswechsel um 98 Prozent und die Vorzüge (WKN: 766403) um 96 Prozent. Die Differenz zwischen beiden Aktienkategorien beträgt aktuell ungefähr 59 Euro.
Wer bei VW angesichts des fragilen Börsenumfelds und des deutlichen Kursanstieg eine Seitwärts- oder gar Abwärtsbewegung erwartet, muss keineswegs auf VW-Investments verzichten. Ein interessantes Zertifikat hat zum Beispiel die Landesbank Berlin im Angebot. Das so genannte „Versus-Zertifikat auf VW/VW. Vz.“ (WKN: LBB116) bietet Anlegern die Möglichkeit, von einer schmelzenden Differenz (Spread) zwischen beiden Aktienkategorien zu profitieren.
Doch warum sollte dieser Spread sinken? Zum einen, weil Porsche und sämtliche Trittbrettfahrer in der Vergangenheit vor allem die stimmberichtigte Aktienkategorie auf der Kaufliste hatten. Zum anderen, weil viele Marktexperten einen deutlichen Anstieg künftiger Dividendenzahlungen für möglich halten. An einer solchen Entwicklung könnte vor allem der Mehrheitsaktionär Porsche interessiert sein. Da die Vorzüge auf Grund ihres deutlich niedrigeren Kurses die erheblich attraktivere Dividendenrendite aufweisen, könnten sich die Vorzüge in Zukunft – relativ betrachtet – besser entwickeln. Dabei spielt es bei dem erwähnten Zertifikat keine Rolle, ob die Aktien steigen oder fallen, allein die jeweilige Differenz zwischen Stämmen und Vorzügen wirkt sich auf den Wert des Zertifikats aus. Eine solche Strategie wird deshalb auch als „marktneutral“ bezeichnet.
Der innere Wert des Zertifikats lässt sich relativ einfach ermitteln, indem man die Barkomponente in Höhe von 100,25 Euro um den aktuellen Spread reduziert. Auf Basis aktueller Kurse ergab sich am Montag ein rechnerischer Wert von 40,55 Euro, der unter dem gestellten Kurs von etwas über 41 Euro lag. Gewinne würden selbst dann entstehen, falls die Stämme von VW deutlich stärker als die Vorzüge zurückfallen sollten. Wer das Zertifikat kauft, sollte sich über zwei Punkte allerdings bewusst sein. Zum einen hat die Landesbank Berlin trotz einer extrem langen Laufzeit (30.08.2017) das Recht, die Wertpapiere jeweils am ersten Bankarbeitstag der Monate März, Juni, September und Dezember eines jeden Jahres vorzeitig zu kündigen.
Sollte dann der innere Wert des Zertifikats unter dem eigenen Einstiegskurs notieren, wären u.U. beträchtliche Verluste möglich. Dass Spread-Spekulationen auf unterschiedliche Aktienkategorien eines identischen Unternehmens hohe Verluste verursachen können, haben die Aktienhändler der staatlichen WestLB eindrucksvoll bewiesen. Ihre Fehlspekulationen hatten sich im abgelaufenen Halbjahr auf 604 Millionen Euro summiert und das Finanzinstitut in arge Bedrängnis gebracht.
Erfolgreiche Investments wünscht Ihnen
Jörg Bernhard (1a-boersentipps.de)