Fallbeispiel anhand von Rochester Resources: Wie berechne ich den fairen Wert und das Potenzial eines Explorers?

RohstoffraketenWeg von der Theorie – hin zur Praxis: Im Falle von Rochester haben wir uns einen besonderen Fall ausgesucht, da der junge Gold/Silber-Produzent bislang keine üblichen NI 43-101 Ressourcen vorgelegt hat, sondern einfach in einem großen Silber/Gold-Gebiet, welches man besitzt, eine Vielzahl von Stollen errichtet hat und das Erz und Gestein in einer eigenen Verarbeitungsanlage bearbeitet. Die durchschnittlichen Gold– und Silbergehalte eignen sich dennoch gut für Prognosen der zukünftigen Cash Flows und somit einer möglichen Bewertung mit Kursziel.

Folgende operativen Parameter braucht man für die Berechnung:

  • Tonnen je Tag, die verarbeitet werden
  • Goldgehalt und Silbergehalt in Gramm je Tonne
  • Gold und Silber Recovery-Rate in % (also wie viel Prozent davon im Endeffekt gewonnen wird)
  • Goldpreis und Silberpreis

Folgende Kosten-Parameter braucht man für die Berechnung:

  • Transportkosten
  • Minen-Unterhaltskosten (Anlagen, Energie, etc.)
  • Administrationskosten (Personal, Buchhaltung, Messen, etc.)
  • Royalties und Schmelzgebühren (Abgaben an eventuelle Besitzer der Grundstücke)

Viele dieser Parameter sind variabel.

Wenn es einem guten Management gelingt, die Tonnenanzahl in der Verarbeitung so zu steigern, dass gleichzeitig die Gold– und Silbergewinnung in der Art steigt, dass die Kosten unterproportional zulegen, dann kann extremer Mehrwert geschaffen werden. Dieses „Feintuning“ kann sprichwörtlich „Gold“ wert sein.

Beispiel Rochester:

Bei derzeit 200 Tonnen täglicher Verarbeitung bei Goldgehalten von 5g und Silbergehalten von 100g je Tonne, sowie Recovery-Raten von 90 % (Gold) und 70 % (Silber), würde man auf 10.417 Unzen Gold und 162.040 Unzen Silber Jahresproduktion (bei 360 Tagen Minenlaufzeit pro Jahr) kommen. Bei kalkulierten Gold– und Silberpreisen von 750 USD und 13 USD wäre dies ein Umsatzerlös von 9.919.141 USD. Auf der Kostenseite errechnet man Ausgaben in Höhe von 6,7 Millionen USD, um diese Produktion zu erreichen. Bleibt ein Gewinn von gut 2,2 Millionen USD übrig. Dies ist jedoch das „pessimistische Szenario“. Das kurzfristige Ziel des Managements, welches uns Einblick in das „Growth Model“ gewährte, liegt bei vorerst 300 Tonnen Verarbeitung am Tag.

Per „Feintuning“ Gewinne hebeln oder die Fähigkeiten eines guten Managements

Bei 300 Tonnen Verarbeitung am Tag, sieht die Rechnung für Rochester folgendermaßen aus: Nettoerlöse in Höhe von 14,69 Mio. USD bei Kosten von 9,8 Mio. USD = Gewinn von 4,89 Mio. USD. Doch wie sieht es aus, wenn man es schaffen würde, die Kapazität auf 1.000 Tonnen am Tag zu erhöhen? Dann errechnet sich ein Umsatz von 49 Mio. USD bei Kosten von 32,9 Mio. USD = Gewinn von 16,1 Mio. USD. Dieser Gewinn hat sich lediglich aus der Veränderung eines operativen Parameters bei gleichzeitigem Stillstand der anderen operativen Parameter, wohl aber bei erhöhten Kostenparametern errechnet.

Gelingt es Rochester nun beispielsweise, die Gold-Recovery-Rate von 90 auf 95 % und die Silber-Recovery auf 90 % (von 70 % bisheriger Annahme) zu steigern, dann ändert sich der Gewinn wie folgt:

  • Bei 200 Tonnen Verarbeitung von 2,2 auf 4,2 Mio. USD
  • Bei 300 Tonnen von 4,89 auf 6,33 Mio. USD
  • Bei 1.000 Tonnen von 16,1 auf 21,1 Mio. USD – und dies bei jeweils unveränderten Kosten!

Würde man jetzt anstelle der angenommenen 5 g/t Gold und 100 g/t Silber höhere Grades erzeugen, dann sieht die Rechnung bei gleich bleibenden Kosten natürlich noch besser aus. Bei 7 g/t Gold und 125 g/t Silber (was bei Rochester die realistischeren Grade sind) , steigen die Gewinne bei 200 Tonnen auf 8,1 Mio, bei 300 Tonnen auf 12,1 Mio. und bei 1.000 Tonnen auf 40,5 Millionen USD – und dies bei einem aktuellen Börsenwert von 80 Mio. CAD!

Sie sehen selbst, wie durch gutes „Feintuning“ eine Mine auf extreme Profitabilität getrimmt werden kann. Ein erfahrenes Management ist für einen solch komplexen Vorgang jedoch das A und O!

„Lieber ein gutes Management mit einem durchschnittlichen Projekt, als ein schlechtes Management mit gutem Projekt.“

Dieser Spruch ist im Explorationssektor mehr als zutreffend.


Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung von Orsus Consult GmbH aus dem Börsenbrief Rohstoffraketen vom 16. Januar 2008 übernommen.

2 Gedanken zu „Fallbeispiel anhand von Rochester Resources: Wie berechne ich den fairen Wert und das Potenzial eines Explorers?

  1. Zelle

    Danke für den Bericht, auch wenn es sich alles etwas zu einfach anhört. Was mir aber hier fehlt sind die Bewertungen und das jeweilige Kursziel für die Szenarien!
    Danke

    Antworten
  2. trader

    ich glaube eine echte analyse war das jetzt aber nicht oder? wie ist die bewertung im vergleich zu anderen explorern mit vergleichbarer grösse ? wie sieht eine dcf-bewertung aus ? da schau ich lieber bunte charts auf http://www.onvista.de :=)

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert