Worst-Case-Szenario: Markiert ein Flächenbrand im Iran den Beginn einer hochinflationären Phase?

Droht im Iran ein Krieg?Unser globales Finanzsystem befindet sich derzeit in der Übergangsphase zwischen einem vorübergehenden deflationären Schock und einer massiven inflationären Entwicklung. Die weltweite Überschussliquidität (hervorgerufen durch die künstliche Niedrigzinspolitik der Notenbanken) floss im Zeitraum von 2004 bis 2007 zeitverzögert in die globalen Aktien- und Immobilienmärkte (=“Asset-Price-Inflation“). Bis Mitte 2008 kam es dann zu einem massiven Anstieg der Güterpreise. Insbesondere die Energiepreise (Strom Öl, Gas, Benzin) und die Preise für Nahrungsmittel schossen markant in die Höhe. Der ab Sommer 2008 beginnende deflationäre Crash führte zu vorübergehend fallenden Vermögenspreisen, wobei aber die Preise für lebensnotwendige Güter wie etwa für Strom und Nahrungsmittel kaum nennenswert zurückkamen.

Wir haben die verschiedenen Wirtschaftszyklen der jüngsten Vergangenheit und auch die Abläufe in den letzten Jahrhunderten genau studiert. Dabei fiel uns auf, dass der Übergang zwischen einer deflationären Phase und massiv anziehenden Inflationsraten regelmäßig sehr schnell und für die breite Öffentlichkeit völlig überraschend erfolgte. Uns stellt sich daher die Frage, wie das Ganze ablaufen könnte. Anders ausgedrückt: Welche wirtschaftlichen und politischen Ereignisse sind in den kommenden Monaten und Jahren zu erwarten?

„Der Iran kann in einem halben Jahr die Atombombe zünden!“

Wohl jedem von uns ist klar, dass sich die Massenmedien derzeit voll auf den Iran eingeschossen haben. War es Anfang 2009 in der internationalen Presse in Sachen Iran noch auffällig still, so hat sich das Blatt mittlerweile komplett gewandelt. Anfang Juli 2009 ließ uns eine Aussage von Joe Biden aufhorchen. Der US-Vizepräsident sagte dem US-Fernsehsender ABC, dass die USA nichts gegen einen israelischen Militärschlag gegen das iranische Atomprogramm unternehmen würden. Wenn Israel glaube, dass wegen des iranischen Atomprogramms ein Militärschlag nötig sei, könnten die USA „einem anderen souveränen Staat nicht sagen, was er zu tun hat“, so Biden wörtlich. Israel könne für sich selbst entscheiden, was es in Bezug auf Iran oder einen anderen Staat tue. „Ob wir zustimmen oder nicht, sie sind berechtigt, das zu tun.“

Die Aussage des US-Vizepräsidenten, die USA könnten nichts gegen eine eventuelle israelische Militäroffensive tun, scheint stark untertrieben: Israelische Kampfflugzeuge müssten zur Bombardierung von Atomanlagen in Iran entweder über das Gebiet des NATO-Staates Türkei oder aber über den US-kontrollierten Luftraum fliegen. Die Klarstellung des US-Vizepräsidenten ist insofern interessant, als dass die US-Regierung zuvor (zumindest nach außen hin) auf diplomatische Verhandlungen mit dem Iran gesetzt hatte. Seit mehreren Wochen hetzt die gesamte westliche Presse (samt den verschiedenen TV-Sendern) in trauter Gemeinsamkeit gegen die iranische Regierung. So kam jetzt der Stern (Ausgabe 30/2009) mit der Riesenschlagzeile heraus: „Der Iran kann in einem halben Jahr die Atombombe zünden“.

Hat Ahmadinedschad die Wahl tatsächlich gewonnen?

Überall in der westlichen Boulevard-Presse wird uns eingehämmert, dass die iranischen Wahlen angeblich gefälscht wurden. Lesen wir hierzu ein Interview mit Abdullah Dardari, seines Zeichens stellvertretender syrischer Ministerpräsident. Dieses Interview fanden wir in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 27. Juni 2009 (siehe hierzu die Seite 5). Auf die Frage der FAZ, dass derzeit vor allem die Stabilität der iranischen Regierung gefährdet sei, antwortete Abdullah Dardari: „Jede Wette auf das Ende der Regierung und der Islamischen Republik Iran ist nicht nachvollziehbar. Die Präsidentenwahl war nicht gefälscht. Die ganz große Mehrheit hat sich für Präsident Ahmadinedschad entschieden. Ich war vor zwei Monaten im Iran und ich bin überzeugt: Die Wahlen waren fair.“ Wir halten zunächst fest, dass es sich hier um einen Augenzeugenbericht von einer Person handelt, die zum fraglichen Zeitpunkt vor Ort war. Welcher der Berichterstatter der Massenmedien kann das schon von sich behaupten?

Damit aber nicht genug: Amerikanische Meinungsforscher haben vor den Wahlen im Iran eine unabhängige, objektive Umfrage durchgeführt. Die Meinungsforscher Ken Ballen vom gemeinnützigen Center for Public Opinion und Patrick Doherty von der New America Foundation legten ihre Resultate in der US-Zeitung Washington Post vom 15. Juni dar. Die Resultate dieser Umfrage lassen klar und deutlich erkennen, dass die Wahlergebnisse den Willen der iranischen Wähler widerspiegeln. Zu den äußerst interessanten Informationen, welche die Umfrage zutage fördert, zählen die folgenden: „Viele Experten behaupten, die Höhe des Sieges des amtierenden Präsidenten Mahmoud Ahmadineschad sei das Resultat von Betrug oder Manipulation, aber unsere landesweite Meinungsumfrage unter den Iranern drei Wochen vor der Wahl zeigte, dass Ahmadinedschad in einem Verhältnis von mehr als zwei zu eins in Führung lag – klarer noch als die tatsächliche Höhe seines Sieges in den Wahlen. Während westliche Nachrichtendienste aus Teheran in den Tagen vor der Wahl eine für Ahmadinedchads Hauptopponenten, Mir-Hossein Moussavi, enthusiastische iranische Öffentlichkeit zeichneten, zeigten unsere wissenschaftlichen Stichproben, die wir in allen 30 Provinzen Irans nahmen, dass Ahmadinedschad klar vorne lag. Das Ausmaß der Unterstützung für Ahmadinedschad war in der Umfrage vor den Wahlen offensichtlich.

Während der Kampagne betonte Moussavi zum Beispiel seine Identität als Aserbaidschaner, der zweitgrößten ethnischen Gruppe in Iran nach den Persern, um die aserbaidschanischen Wähler zu umwerben. Unsere Umfrage zeigte aber, dass die Aserbaidschaner Ahmadinedschad im Verhältnis von zwei zu eins den Vorzug vor Moussavi gaben. Viele Kommentatoren haben die iranische Jugend und das Internet als Vorboten einer Wende in diesen Wahlen dargestellt. Aber unsere Befragung zeigte, dass nur ein Drittel der Iraner überhaupt Zugang zum Internet hat und die 18 bis 24-jährigen zugleich den stärksten Wählerblock für Ahmadinedschad darstellten.

Die einzigen Bevölkerungsgruppen, bei denen in unserer Umfrage Moussavi gegenüber Ahmadinedschad in Führung lag oder konkurrenzfähig war, waren Akademiker und die Iraner mit dem höchsten Einkommen. Als unsere Umfrage durchgeführt wurde, war nahezu ein Drittel der Iraner noch unentschieden. Aber die grundlegenden Verteilungen, die wir damals fanden, widerspiegeln die Resultate, welche von den iranischen Behörden gemeldet wurden, was darauf hinweist, dass die Wahl nicht das Produkt großflächigen Betruges ist.“

Hyperinflation, Währungsreformen und große Kriege treten fast immer parallel auf

Wenn wir die Geschichte der Hyperinflationen und Währungsreformen etwas genauer unter die Lupe nehmen, stellen wir unweigerlich fest, dass diese umwälzenden Ereignisse fast immer mit großen Kriegen zusammen auftraten. Wir befürchten, dass es auch dieses Mal so ablaufen könnte. Wir alle können erkennen, dass die US-Regierung derzeit mit Hilfe der westlichen Regierungen und der internationalen Presse den Iran für einen Angriff „vorbereitet“. Dies geschieht vor allem mit den zwei „Totschlag-Argumenten“ „iranisches Atomprogramm“ und „Wahlfälschung“. Man sollte bedenken, dass man einleuchtende Kriegsgründe braucht, bevor das „Losballern“ beginnt. Das „Eintrichtern“ dieser Kriegsgründe (in die Bevölkerung) benötigt eine lange Vorlaufzeit.

Wir persönlich sind davon überzeugt, dass bei den westlichen Regierungen (besonders bei Israel) derzeit der politische Wille da ist, den Iran anzugreifen. Wir sehen daher die hochinflationären 1970er Jahre als Vorbild für die heutige Zeit. Damals kam es zu zwei Ölpreisschocks und zu großen Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten. Der Ölpreis stieg damals (von 1970 bis 1980/81)um fast 2.000 Prozent auf 40 USD; Gold und Silber legten noch wesentlich stärker zu. Nach unserer Einschätzung würde ein Angriff auf den Iran noch im Jahr 2009 den Ölpreis auch dieses Mal stark in die Höhe katapultieren. Blutige Unruhen und Kriegszustände im Nahen und Mittleren Osten würden aber auch die Kursentwicklung von Gold und Silber stark begünstigen.

2 Gedanken zu „Worst-Case-Szenario: Markiert ein Flächenbrand im Iran den Beginn einer hochinflationären Phase?

  1. Nico Popp

    Selbst wenn Hyperinflationen meist gemeinsam mit Kriegen auftraten, so halte ich die historischen Beispiele für nicht repräsentativ. Ich glaube nicht, dass es hier historische Muster gibt, die sich immer wieder wiederholen. Selbst wenn beide Ereignisse eintreten, so denke ich nicht, dass sie so viel miteinander zu tun haben. Falls Israel zum Selbstschutz den Iran angreift, tun sie das aus Gründen, die nichts mit der ökonomischen Weltlage zu tun haben.

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  2. Pepe

    Zu der Frage, ob die iranischen Wahlen gefälscht sein könnten, beziehen Sie sich auf eine amerikanische Studie, zu der man nachlesen kann:
    „By contrast, the poll undertaken by our nonprofit organizations from May 11 to May 20 was the third in a series over the past two years. Conducted by telephone from a neighboring country, field work was carried out in Farsi by a polling company whose work in the region for ABC News and the..“
    Also per Telefon, einen Monat vor der Wahl. Bevor überhaupt alle Kandidaten zugelassen (am 20.05) und mit Ihrem Wahlkampf beginnen durften. Und bevor sich Mahmoud Ahmadinedschad im Fernsehduell eine Woche vor der Wahl die Blöße gegeben hat. Diese Wahlprognose wurde durchgeführt bevor der Wahlkampf überhaupt begonnen hatte.
    Außerdem beziehen Sie sich auf die Aussage eines Regierungsmitgliedes des erklärten Verbündeten der iranischen Regierung Syrien, dass selber die demokratischen Rechten der Bevölkerung mit Füßen tritt, wie man z.B. am Umgang mit der Opposition erkennen kann. Das soll eine vertrauenswürdige Quelle sein, nur weil er persönlich vor Ort war? Der iranische Innenminister war auch persönlcih vor Ort. Sehr, sehr nah.

    Im Gegenzug ignorieren Sie mehrere voneinader unabhängige statistische Analysen, die NACH der Wahl auf der Basis amtlicher Wahlergebnisse durchgeführt wurden und und z.B. belegen, dass Ahmadinedschad 7 Mio. Stimmen hinzugeonnen haben müsste, wenn die Wahl nicht gefälscht worden wäre. Das wäre in etwa so, als würde die FDP plötzlich die Regierungspartei stellen. Einen guten Überblick kann man sich bei http://de.wikipedia.org/wiki/Iranische_Präsidentschaftswahlen_2009
    verschaffen, dessen Lektüre ich Ihnen ans Herz legen möchte.

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