Die vergangenen Wochen haben gezeigt, was die Kapitalmärkte wirklich bewegt. Zunächst erschütterten schwache Konjunkturdaten und Gewinnwarnungen aus Konzernzentralen die Kurse. Ab einem gewissen Punkt reagierten Dax und Co. allerdings kaum noch auf die Hiobsbotschaften. Die Märkte bedienen sich inzwischen wie so häufig seit dem Ende der Wirtschaftskrise einer verqueren Logik: Steht es um die Wirtschaft schlecht, steigt die Wahrscheinlichkeit für Interventionen und somit auch die Kurse. Trotz der eher durchschnittlichen Wirtschaftsdaten notiert der Dax wieder knapp unter 8000 Punkten.
Neben der aufkeimenden Zinssenkungsfantasie rund um die Europäische Zentralbank hat heute Spanien angekündigt, so bald wie möglich Steuern senken zu wollen. Die Analysten der UBS interpretieren dies als Ende der europäischen Sparpolitik und als ein gutes Zeichen für die weltweiten Aktienmärkte. Tatsächlich ist Spanien als eine der größten Volkswirtschaften Europas ein wichtiger Signalgeber. Es ist wahrscheinlich, dass nun auch der neue italienischen Regierungschef Enrico Letta die eigene Wirtschaft ankurbeln will. Gegenwind aus seiner Regierungskoalition hat er kaum zu befürchten – Koalitionspartner Silvio Berlusconi sprach sich schon vor Jahren für Investitionen und gegen den Merkelschen Sparkurs aus.
Am Ende ist selbst Merkel machtlos
Ob weitere europäische Schuldenstaaten damit beginnen werden, die eigene Wirtschaft anzuschieben, ist unklar. Schließlich stehen Länder wie Griechenland oder Portugal, die Hilfen in Anspruch nehmen mussten, unter den Fittichen der Troika. Doch auch dort wird der Druck auf Brüssel steigen – schließlich müssen gerade die Schuldenstaaten ökonomisch konkurrenzfähig werden, um endlich aus dem Schlamassel rauszukommen.
Dieser Logik wird sich selbst Angela Merkel nicht entziehen können. Ein guter Zeitpunkt für EU-weite Investitionsprogramme könnte nach dem 22. September 2013 liegen – dann hat entweder Angela Merkels CDU die Wahlen gewonnen und die Macht für weitere vier Jahre gesichert oder die ohnehin keynesianisch angehauchte Rot-Grüne-Koalition regiert das Land. Egal wie es innerhalb der Eurozone weitergeht – der Anfang vom Ende des Spardiktats ist bereits eingeleitet. Das ist die für Anleger wichtigste Information.
Hi Nico, schöner Artikel, spricht mir aus der Seele. Es ist doch nur noch ein Verschieben des Missstands von einem Posten zum anderen. Es wird sich wohl etwas grundlegend im Finanzsystem ändern müssen. Mit der pervertierten Kursentwicklung fallen ja ganze Grundprinzipien vom Tisch.